Heißt es Namenforschung oder Namensforschung?

In einem Beitrag des NDR-Regionalfernsehens wurde ich mal als „Hobby-Namensforscher“ vorgestellt. Auch die entsprechende Rubrik auf beliebte-Vornamen.de heißt Namensforschung. Der größere Teil der seriösen Fachliteratur zu diesem Thema trägt dagegen „Namenforschung“ im Titel, die Bücher zur „Namensforschung“ sind in der Minderheit. Einigen Zuschriften von aufgebrachten Lesern zufolge wird besonders an der Universität Leipzig sehr viel Wert auf die Schreibweise ohne Fugen-s gelegt. Ein gewichtigeres Argument als „Weil das so ist“ wurde mir aber nicht präsentiert, so dass ich die Forschung zum Thema Vornamen weiterhin als „Namensforschung“ bezeichne.

Ein Rolle spielt dabei, dass laut den Statistiken der Internetsuchmaschine Google.de signifikant häufiger nach „Namensforschung“ als nach „Namenforschung“ gesucht wird. Auschlaggebend für meine Entscheidung ist aber die Einschätzung von Bastian Sick:

„Dienstvorschriften, Versicherungsschreiben, Steuererklärungen – der Zusammenhang ist offenkundig: Es sind die Bürokraten, die das Fugen-s verschwinden lassen … Der Schwund des Fugenzeichens breitet sich immer weiter aus. Das braucht man allerdings nicht widerspruch[s]los hinzunehmen …. Denn sowohl im Schadensfall als auch beim Vertragsrecht und erst recht bei der Körperschaftssteuer hat das Fugen-s durchaus seine Berechtigung. …

Dort, wo das Fugen-s unaussprechlich wäre, dort gehört es auch nicht hin. Es soll ja die Fuge zwischen zwei Wörtern glätten, nicht dieselbe zu einer Zungenhürde machen. Sprechen Sie einmal Verwaltunggebäude, Weihnachtbaum, Entwicklunghilfe ohne „s“ aus, und Sie werden feststellen, dass es nicht nur blöde klingt, sondern auch schwerer zu artikulieren ist. Das Fugen-s wurde auch deshalb eingefügt, um das Wort leichter über Zunge und Lippen zu bringen. Eine Aussprachehilfe, gewissermaßen.

Wer das Gefühl hat, dass bei Wörtern wie Schadenersatz, Einkommensteuer, Diplomparty und Essenmarke die Scharniere quietschen, der soll getrost zum Ölkännchen greifen und ein Fugen-s hineinträufeln. So wie die Kehle regelmäßig geschmiert werden muss, so müssen auch manche Wortfugen geschmiert werden, damit die Sprache nicht ins Stocken gerät.“

Quelle: Bratskartoffeln und Spiegelsei von Bastian Sick

Im gleichen Artikel veröffentlicht Bastian Sick unter anderem diesen Anhaltspunkt zu Gebrauch des Fugen-s:

„Das Fugen-s steht im Allgemeinen bei Zusammensetzungen mit Wörtern auf -tum, -ling, -ion, -tät, -heit, -keit, -schaft, -sicht, -ung, z. B. Altertumsforschung“

8 Gedanken zu „Heißt es Namenforschung oder Namensforschung?“

    • @ michael john:

      Da würde ich mich aber mit dir streiten! Es ist nicht „die Forschung des Namens“ (der hat Anderes zu tun), sondern höchstens dessen ERFORSCHUNG. Außerdem ist Genitiv kein Argument für den Fugenlaut … grrrrrrrr …
      Du könntest sonst auch sagen: „die (Er-)Forschung DER Namen“ und schwupps hat sich dein Argument für das S verflüchtigt. (Der Plural nimmt dem S seine Qualen!)

  1. Zur Namensforschung Amelsberg waren meine Forschungen bis 1684 zurückgegangen.
    Damals hat ein 59 jährigen Strumpffabrikant aus Bremen eine 29 jährige in Abends bei Wittmund geheiratet.Aus dieser Ehe entstanden mehrere Kinder , die dann nach Ihren gezogen sind. Deshalb tritt der Name Amelsberg vermehrt in der Region auf.Von diesen Amelsberg sind 1848 Berend Hinderk Amelsberg nach Iowa ausgewandert.
    Viele Grüße aus Oldenburg Johann Amelsberg

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  2. Hallo Beliebte-Vornamen.de!

    Als deutscher Muttersprachler kann ich bestätigen, daß es „Namensforschung“, „Namenskunde“, usw. heißt. Diejenigen, die auf die Schreibung ohne Fugen-s pochen, berufen sich offensichtlich auf eine Regel, wonach auf die Endung „-en“ ein Fugen-s nur dann folgt, wenn es sich um ein Verb handelt, was beim Wort „Namen“ halt nicht der Fall ist. Schön und gut, aber sobald man sich mit den Regelmäßigkeiten der deutschen Sprache beschäftigt, müßte einem doch auffallen, daß es von Ausnahmen überall wimmelt. Ob die nullfugigen „Namenforscher“ wohl auch „die Mädchen“ statt „das Mädchen“ sagen, „Mittwochstag“ statt „Mittwoch“ und „dreizig“ statt „dreißig“, um allen Regelmäßigkeiten gerecht zu werden? Gerade bei der Fugierung geht es doch darum, die Sprache geschmeidig zurechtzubiegen. Wenn z.B. Straßen nach den Tieren Fuchs, Wolf und Bär benannt werden sollen, haben wir eine Fuchsstraße (Nullfuge), eine Wolfsstraße (Fugen-s) und eine Bärenstraße (Plural), ohne daß man irgend etwas anderes als die abstrakte Tierart dahinter vermutete. Nur die nullfugigen „Namenforscher“ können das nicht akzeptieren. Sie treiben damit völlig unnötig einen Keil zwischen die Namensfreunde, und wirken selbst wie ein unnahbarer, elitärer Zirkel. Ich finde es gut, daß Beliebte-Vornamen.de sich dem entgegenstellt. Auch wenn Namen ein bißchen neben der eigentlichen Sprache herlaufen, sollten wir Namensfreunde uns schließlich ebenso um die Sprachpflege kümmern.

    Gruß, http://www.Vereinsnamen.de

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  3. Ich gratuliere den Leipzigern für ihr perfektes Sprachgefühl. Sie sind gerade dabei, das Fugen-mp in ihrer Selbstbezeichnung zu etablieren (bis man allerdings Namempforschung wie Empfindung auch tatsächlich schreibt, wird noch einiges Wasser die Elster herunterfließen).

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  4. Knut Bielefeld, erst einmal sollten sie sich mit der deutschen Rechtschreibung beschäftigt haben, bevor sie hier andere Menschen in die Irre leiten.

    Es heißt definitiv Namenforschung (ohne s). Warum? Das ist auch ganz einfach zu erklären; Namenforschung bezieht sich auf unterschiedliche Namen, also Plural (Mehrzahl).

    Namens-Forschung ist falsch, denn es würde in dem Falle Singular, Genitiv bedeuten, also „des Namens Forschung“. In der Onomastik geht es aber um Namen (Plural, Mehrzahl). Es bedeutet eben Forschung von Namen. Folgerichtig heißt es also NAMEN-FORSCHUNG.

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    • Wenn Sie so viel Wert auf Rechtschreibung legen, sollten Sie auch meinen Vornamen richtig schreiben.
      Ich gehe mal davon aus, dass sich Ihr Kommentar nur auf die Überschrift bezieht, denn auf meinen Beitrag bezogen würde er nicht sinnvoll sein.

  5. Auch die „fachliche Wertschätzung“ von Bastian Sick würde ich nicht viel wert legen, da er oftmals mit einen Antworten grammatischen Verständnisses vollkommen daneben liegt. Ich verweise ich auf den Postcast „Belle Lettres“ (http://www.belleslettres.eu/) von Daniel Scholten, der in der Vergangenheit auf viele Tretminen von Bastian Sick aufmerksam gemacht hat.

    Die meisten Menschen sprechen es als „Namensforschung“. Denn es ist eben Sprache. Sprache ist das, was wir sprechen (und nicht das, was wir schreiben; das ist nur eine stilistische Nebenform von der natürlichen Sprache). Sprache ist lebend und immer wieder Veränderungen unterworfen. Kinder von klein auf sprechen diese Sprache und wenden intuitiv ihre Regeln an, ohne jemals ein Buch darüber gelesen oder die Schule besucht zu haben (sie erlernen sie durch Zuhören ihrer Eltern und der Umwelt). Daher sprechen wir auch intuitiv von „Namensforschung“, weil es in unserer Veranlagung liegt, in der Regel die sprachlichen, korrekten Entscheidungen zu treffen.

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