Hebraisieren von Vornamen

Dritter Teil der Serie „Moderne Vornamen in Israel“ von Oren Geller.


Weshalb man in Israel zu einer relativen Vielfalt neigt, lässt sich schwer erklären. Der umtriebige Polit-Aktivist Uri Avneri jedoch, der von Haus aus Helmut Ostermann heißt, ist ein exzellentes Beispiel, wie man in Israel über Namensgebung denkt. Als er mit zehn Jahren aus Deutschland floh, nannte er sich fortan Jossef. Erst mit 19 nannte er sich in Uri um. Als sein älterer Bruder Werner während der britischen Wiedereroberung Äthiopiens fiel, gab er sich den Namen Awneri, der lautmalerisch an Werner erinnert.

„Warum soll ich die Namensgebung bereuen“, fragt Avneri erstaunt, „wir sind schließlich eine neue Nation, die Hebräisch spricht. Das Vergangene müssen wir hinter uns lassen, wir müssen gänzlich neu entstehen. Und nur weil irgendein preußischer oder österreichischer Beamter beliebige Namen vergeben hat, müssen wir diese Namen doch nicht beibehalten, oder?“
Sich hebräische Namen zu geben, die an die nicht-jüdischen erinnern, ist keine Seltenheit. Russische Einwanderer, die Boris oder Jewgeni hießen, werden nun Boaz oder Yuval gerufen.

Was vom Volk erwartet wurde, hat die zionistischen Führung vorgemacht. Dem allen voran ging David Ben-Gurion, der bereits am Anfang seiner zionistischen Aktivität den Familienname Grün fallengelassen hatte. Auch sein damaliger Adlatus und heutiger Staatspräsident Simon Peres hebraisierte seinen polnischen Familiennamen Perski – angeblich soll er sich vom hiesigen Bartgeier inspiriert haben, was sein Name bedeutet.

Änderung des Vornamens oder des Familiennamens, die zwar jüdisch sind aber nicht hebräisch klingen, ist wohl darauf zurückzuführen, dass der junge Staat seine Identität mit der relativ kurz zuvor wiederbelebten hebräischen Sprache aufbauen wollte. Staatsbedienstete, die Israel im Ausland repräsentierten, mussten laut dieser Doktrin seit 1955 ihre nicht hebräisch klingenden Familiennamen ändern. Wer sich weigerte, konnte die Reise nicht antreten. Ab 1969 konnten Diplomaten zwar ihren Nachnamen behalten, aber nur in schriftlich begründete Ausnahmefällen. Erst Ende der achtziger Jahre wurde es den Repräsentanten erlaubt, neben dem hebraisierten Nachnamen den ursprünglichen Familiennamen zu führen. Diese Vorgabe ist heute gerichtlich zwar nicht mehr durchsetzbar, aber nach wie vor gehört es im Außenministerium zum guten Ton.