Aktuelle Vornamentrends in Israel

Zweiter Teil der Serie „Moderne Vornamen in Israel“ von Oren Geller


Auffallend ist, dass die heute in der gesamten israelischen Gesellschaft vergebenen Namen nicht kriegerischer oder kämpferischer Natur sind, obwohl die Akteure der Bibel nicht gerade zimperlich waren. Bar-Ilan begründet dies mit einem Umdenken des Judentums: „Die kämpferisch siegreichste Zeit der Juden erfolgte unter König David. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde das jüdische Königreich von Nebukadnezar, Alexander der Große, die Griechen und Römer erobert. Von da an besannen sich die Gelehrten auf die Schriften und versuchten sich von den Eroberern mit nicht kriegerischer Ethik hervorzuheben, was sich in der Namensgebung wiederspiegelt.“

Laut dem israelischen Büro für Statistik lautete der meistvergebene jüdisch-weibliche Vorname Noah. Dieser Name steht in den letzten neun Jahren an der Spitzenposition und wird gefolgt von Schirah (bedeutet Gesang), Tamar (Dattelbaum), Yael (Steinbock), Maja, Sarah, Taljah, Adi, Ma’ajan, Michal und Roni. Die vormals sehr häufigen Rufnamen Agam (See) und Yuval verloren stark an Popularität und rutschten auf Platz 10, bzw. sieben ab. Lian konnte einige Plätze gutmachen und sprang von Platz 23 auf Platz 12 der beliebtesten weiblichen Babynamen in Israel.

Der häufigste vergebene Männername war Itay (ein biblischer Held). Er wurde an 2,5 Prozent aller jüdischen Neugeborenen vergeben. Es folgen Uri, Noam, Daniel, David, Jehonatan, Jossef, Mosche, Jonatan, Ido und Ariel.

In der israelisch-arabischen Bevölkerung sind die beliebtesten männlichen Vornamen Muchamad, Achmed, Machmad, Abed, Adam, Machmud, Omer, Yossef und Ali. Es heißt, dass ein viertel der männlichen arabischen Neugeborenen den Namen Muchamad oder Ableitung von dessen erhalten. Im selben Jahr wurden an drei Prozent der weiblichen arabischen Babies der Name Chala vergeben. Anschließend folgen Marjam, Schahad, Aja, Nur, Lian, Fatmah, Aden, Sadin und Sarah.

Im orthodoxen Judentum verläuft die Namensgebung ein wenig anders. Dort sind weiterhin die theophorischen Namen sehr präsent. Auch hört man die oben angesprochenen modernen Namen in dieser kinderreichen Gesellschaft kaum. Hier sind es die klassischen biblischen Namen, wie Jossef, Schmuel, Jehuda, die in den Top-Ten der Namensliste stehen, wobei keine separate Statistik besteht. Auch werden in diesen Teilen der Gesellschaft weiterhin Doppelnamen vergeben, was in der säkularen Gesellschaft ganz und gar nicht mehr der Fall ist. Hier sind auch jiddisch klingende Namen, wie Gettsaleh (kleiner Gott) und Welwaleh (kleiner Wol)f weiterhin präsent. Auch kommt die Verehrung einiger Rabbiner sehr stark zum Ausdruck, weswegen sehr viele Lubawitscher-Juden einen oder gar mehrere Namen ihres Rabbiners Menachem Mendel Schneerson tragen.

Auch das Bestimmen eines Namens ist in der orthodoxen Gesellschaft eine göttliche Angelegenheit. Oft wird ein Rabbiner befragt, welcher von den in Erwähnung kommenden Namen zum Säugling passen würde. Dieser wendet sich den Schriften zu, meist die Kabballah, und entscheidet anhand des Gelesenen wie das Kind heißen solle. Den Vorschlag anschließend abzuschlagen gilt als schlechtes Omen.